Schreibblockaden sind wie Gift. Erst kommt die Lähmung, dann der Totalausfall des Systems. Kurz vor Ende meines Studiums ging nichts mehr. Ich war leer, müde, verzweifelt, drückte mich um den Schreibtisch herum, zwang mich wieder hin, verlor meinen Mut und jedes Gefühl für meine Arbeit, konnte irgendwann nicht mehr essen und schlafen. Denken sowieso nicht. Ich wollte hinwerfen und für den Rest meines Lebens irgendwo Geld verdienen, nur diesen vermaledeiten letzten unbezwingbaren Text, meine Magisterarbeit in Literaturwissenschaft, auf keinen Fall noch schreiben müssen.
Schreibblockaden sind schmerzhaft und untergraben das Selbstwertgefühl. Von Tag zu Tag, an dem man sich vornimmt zu schreiben und es dann wieder nicht tut, wird es schlimmer. Schreibblockaden können zu Lebenskrisen und Depressionen führen. Doch sie lassen sich lösen. Ich bin das beste Beispiel dafür. Einige Zeit nach der großen Schreibhemmung hatte ich meinen Magisterabschluss doch in der Tasche. Heute arbeite ich sogar als Freie Journalistin und Schreib-Trainerin.
Habe ich Schreibblockaden ein für alle Mal hinter mir gelassen? Nein. Schreibkrisen kehren immer mal wieder – wie ein Leitmotiv. Doch sie kommen selten und weniger heftig. Ich weiß heute: Schreibkrisen lassen sich verringern, verkürzen und… meistern. In diesem Artikel erfährst du, was eine Schreibblockade kennzeichnet, wie sie entsteht, wie du Schritt für Schritt wieder ins Schreiben kommst und sogar Freude am Schreiben findest. Unabhängig davon, ob du Anfänger*in bist oder bereits Schreiberfahrung hast, aber in einer Krise steckst. Die vielleicht wichtigste Botschaft: Du bist mit deiner Schreibkrise nicht allein. Viele Menschen wollen schreiben, doch irgendetwas hält sie davon ab.
Für wen ist dieser Artikel ideal?
Dieser Artikel richtet sich an alle, die schreiben oder auch schreiben lernen möchten, aber feststecken oder nicht wissen, wie sie anfangen sollen. Das können Schreibanfänger*innen sein, die schon lange „eigentlich“ schreiben wollen, sich aber nicht trauen. Darüber hinaus Menschen, die beim Schreiben Schiffbruch erlitten haben und entmutigt sind. Auch beruflich Schreibende, deren Schreibfluss versiegt ist, können idealerweise von diesem Beitrag profitieren: indem sie sehen (bzw. sich erinnern), dass sie mit ihrer Schreibhemmung nicht allein sind.
Ich schreibe diesen Text auch als eine Art Trost-Artikel. Wenn Schreibende erfahren, dass auch ganz große Schriftsteller*innen wie Ernest Hemingway, Stephen King und Virginia Woolf sich an einem Punkt ihres Lebens ähnlich uninspiriert und unfähig empfunden haben, dass sie ausgewachsene Schreibkrisen erlebt – und überwunden – haben, fühlen sie sich hoffentlich nicht mehr ganz so mutlos und defizitär.
Was genau ist eine Schreibblockade?
Deine Wohnung blinkt, das Altglas ist weggebracht, du hast alle Geräte entkalkt, jetzt sehen auch die Fenster so schmutzig aus, dass sie keine Minute länger ungeputzt bleiben können, danach musst du spazieren gehen, denn du hattest ja noch keine frische Luft. Du gehst möglichst schnell am Tisch vorbei, an dem du eigentlich sitzen wolltest, solltest… Wer kennt es nicht, dieses Umkreisen des Schreibtischs, die Ausreden, die kleineren und größeren Ausweichbewegungen, wenn ein Schreib-Projekt wartet oder klemmt. Doch wo endet das „normale“ Aufschieben, wo beginnt die Schreibblockade?
Eine vorübergehende Schreibhemmung oder ein „Leer-Sein“ ist normal. Nicht jedes Zögern oder Stocken beim Schreiben ist gleich eine Schreibblockade. Wie alle anderen Menschen auch, haben Schreibende unterschiedliche Tagesformen. Und Maßnahmen wie Aufräumen oder Putzen können – in rechter Dosis – durchaus zum Schreiben hinführen. Gerade zu Beginn eines Projekts, wenn noch kein roter Faden in Sicht ist, kann es sinnvoll sein, mit dem Thema noch etwas schwanger zu gehen, bevor man tatsächlich anfängt zu schreiben. Ausweichmanöver zeigen manchmal an, dass ein Thema noch nicht reif ist, dass es noch etwas Recherche oder Entschlossenheit braucht, um den Schreibprozess erfolgreich zu starten. Und plötzlich, manchmal unter der Dusche oder bei der Runde um den See, kommt der rettende Einstiegsgedanke und die Worte fließen aufs Papier. Es geht los.
Wenn du aber mit dem Mäandern, Anlaufnehmen und Prokrastinieren nicht mehr aufhören kannst, du vor einem leeren Blatt oder Bildschirm sitzt und dir die Haare raufst, dich im Labyrinth zahlreicher Entwürfe für ein und denselben Text verläufst und die 167. Überarbeitung eines Textes startest, weil der vorhandene Textanfang noch immer nicht gut genug ist, die Deadline für einen Artikel gefährlich eng wird und du überhaupt nicht am Schreibtisch sitzt, ist das kein „normales“ Aufschieben und Herantasten mehr. Das sind deutliche Symptome einer Schreibblockade.
Anzeichen für eine Schreibblockade
Manche Menschen fangen gar nicht erst mit dem Schreiben an, obwohl sie es unbedingt wollen oder müssen. Andere kommen rein, bleiben aber mitten in einem Projekt stecken. Wieder andere schreiben und schreiben und schreiben, aber sie finden aus einem Text nicht wieder hinaus und geraten dadurch in eine Schreibkrise. Hier findest du eine Checkliste von Symptomen für eine Schreibblockade:
- Du schleichst tagelang um deinen Schreibtisch herum, erledigst alles andere, schreibst aber nicht.
- Du kaufst für dein Schreibprojekt ein schönes Notizbuch nach dem anderen, schreibst aber nicht hinein.
- Du setzt dich immer wieder an den Tisch, aber dein Blatt oder Bildschirm bleibt über Stunden, Tage oder gar Wochen leer.
- Du bist pseudo-produktiv, recherchierst immer weiter oder liest – fängst aber nicht mit dem Schreiben an.
- Du schreibst 77 Gliederungen oder Inhaltsverzeichnisse, aber keine einzige Seite Text.
- Du schreibst ein paar Zeilen, dann löschst du sie wieder, schreibst neue Zeilen, die du auch wieder löschst. Nichts ist gut genug.
- Du machst dir Vorwürfe, weil du nicht schreibst, weil du dich so anstellst, weil…
- Du bist überzeugt, dass du ein Versager im Schreiben bist – obwohl vielleicht viele Fakten dagegen sprechen (Publikationen, vollgeschriebene Notizbücher, positives Feedback auf geschriebene Texte, Folgeaufträge, Stammkunden, etc.)
- Du befindest dich in negativen Gedankenschleifen, deine Stimmung ist mies, du fühlst dich körperlich und seelisch schlecht – weil du nicht schreibst.
- Du sitzt ewig über deinem Text, kannst ihn nicht beenden. Weil du Angst hast, es könnte nicht reichen.
- Ein Abgabetermin rückt immer näher. Der Zeitdruck gibt dir aber keinen Schub in die Produktivität.
- Du kannst nur mit Hilfe von Stimulanzien und Angst-Hemmern schreiben (Alkohol, Medikamente, Drogen).
- Deine Unproduktivität führt zu körperlichen Symptomen, beispielsweise Schwitzen, Herzrasen, Schmerzen, Schlaflosigkeit.
- Du bist in großer seelischer Not, hast Angst, bist wütend oder depressiv, brichst in Tränen aus.
- Deine Untätigkeit am Schreibtisch gefährdet deine berufliche Existenz. Du kannst trotzdem nicht schreiben.
Hast du dich in mehreren dieser Punkte erkannt? Willkommen im Club der Menschen mit Schreibblockaden.

Wen treffen Schreibblockaden?
Kurz gesagt: Alle. Anfänger*in oder Schreib-Profis, Journalist*innen, Texter*innen, Buchautor*innen, selbst große Schriftsteller*innen können ein Lied von ihren Schreibblockaden singen. Ich kenne nach über 20 Jahren des beruflichen Schreibens, nach Austausch mit Kolleg*innen und nach dem Lesen von zahlreichen Tagebüchern, Interviews und Biografien von Autor*innen niemanden, der jahrelang ohne Selbstzweifel und Schreibkrisen durchgehend gelungene und inspirierende Texte geliefert hat. Oder immer problemlos in der Lage war, überhaupt zu schreiben.
Interessanterweise sind den fertigen Texten, die dann publiziert werden, die Krisen und Geburtswehen, die ein Text mit sich bringen kann, nicht sichtbar. Sobald ein Text gelayoutet und mit dem Autorennamen versehen gedruckt oder online publiziert ist, scheint ja alles geklappt zu haben. Viele leicht dahinfließende Texte sind jedoch intensiv bearbeitet, damit sie so leicht dahinfließen können. Und Menschen in kreativen Berufen sind besonders anfällig für Hänger und Krisen. Denn sie müssen sich oft selbst strukturieren und in jedem neuen Auftrag, Text und Projekt liegt wieder die Möglichkeit des Scheiterns. Kommt noch Öffentlichkeit, Erfolgsdruck oder die finanzielle Abhängigkeit von regelmäßigen guten Text-Ergebnissen hinzu, wächst ganz automatisch die Anfälligkeit für eine Schreibkrise.
Schreibblockaden sind kein Zeichen von fehlendem Talent. Auch preisgekrönte Journalist*innen und Autor*innen, sogar Nobelpreisträger hatten häufig Schreibkrisen und liefern nicht immer ihr Optimum ab. Du bist also in allerbester Gesellschaft, wenn du so eine solche Phase durchlebst. Beispiele gefällig? Hier folgt eine Tabelle mit berühmten Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die mit Schreibblockaden gekämpft haben.

Warum entstehen Schreibblockaden?
Für Schreibblockaden gibt es viele Gründe. Man kann sie meist in zwei Gruppen einsortieren: äußere und innere Ursachen. Zu den äußeren Auslösern für eine Schreibkrise zählen eine ungünstige und wenig unterstützende Schreibumgebung, beispielsweise Personen, die dein Projekt lächerlich finden oder du hast keinen eigenen Arbeitsplatz und musst dadurch das Arbeitsmaterial immer wieder vom Küchen- oder Esstisch wegräumen. Auch ein ungeschickt gewähltes Thema, starker Zeitdruck, Lärm, Stress, Ablenkung, ein krankes Kind, Unstimmigkeiten mit Partner oder Kollegen, die noch nicht ausgeräumt sind und im Hintergrund schwelen, ein privater Schicksalschlag, Störungen während des Schreibprozesses und fehlende Schreiberfahrung können Stolpersteine für das eigene Schreiben sein.
Die weitaus häufigeren und oft auch kritischeren Auslöser von Schreibblockaden kommen allerdings aus dem Inneren. Perfektionismus ist typisch, sehr hohe Erwartungen an das eigene Schreiben, Erfolgs- oder Publikationsdruck, Angst zu scheitern, Sorge, dass du dich mit einem Herzensthema oder Projekt blamieren könntest, ein schwaches Selbstwertgefühl, das Imposter-Syndrom, Zweifel am Sinn des Themas, ein starker innerer Kritiker, der eine vorhandene Unsicherheit vertieft mit Sätzen wie „Na, wieder nichts geschrieben? Kriegst es wohl nicht hin?“ oder „Das soll reichen? Na, ich weiß nicht…“ oder „Lass es besser, du kannst das eh nicht“.
Gerät eine schreibende Person in eine Spirale von Negativgedanken, ist ein entspanntes und freies Schreiben, in dem die eigene Kreativität aufblüht, komplett außer Reichweite. Je länger ein solch unproduktiver und unbefriedigender Zustand anhält, desto schwerer ist es oft, neu anzusetzen und mit Freude zu schreiben. Denn die anfangs positive Motivation und auch die Erinnerung an schon bewältigte Schreibprojekte lösen sich einfach in Luft auf. Zurück bleiben eine große Lähmung und das Gefühl, es einfach nicht zu können, ein Versager zu sein. Dann steckt man sowohl äußerlich als auch innerlich fest.
Wie kannst du Schreibblockaden lösen?
Schreibkrise akzeptieren
Gesteh dir ein, dass du eine Schreibkrise hast. Akzeptiere es für den Moment als eine Tatsache und mache dir klar, dass das fast allen regelmäßigen Schreiber*innen passiert. Das ist der erste Schritt heraus aus dem destruktiven Hamsterrad. Oft sind Schreibende gerade dann, wenn es nicht vorangeht, besonders hart mit sich selbst. Sie sitzen mit viel Druck und wenig Produktivität am Schreibtisch und tun Dinge, die nicht zum Ziel führen. Sie essen nicht ordentlich, vergessen das Trinken, gehen nicht mehr vor die Tür, versuchen durch Extra-Stunden am Schreibtisch das Ergebnis zu erzwingen und verursachen damit… noch mehr Druck und noch weniger Schreibfluss.
Diesen Teufelskreis gilt es zu erkennen, um ihn im nächsten Schritt durchbrechen zu können. Abgabetermine lassen sich in Krisenfällen in Rücksprache verschieben. Das verschafft Luft und verringert den Druck. Es ergibt einfach keinen Sinn in einer Sackgasse aus Trotz oder Stolz weiter geradeaus laufen zu wollen. Mitten durch die Hauswand. Glaubt mir, es funktioniert nicht. Ich habe es versucht.
Bewusst eine Schreib-Pause machen
Was also tun, wenn die Schreibkrise da ist? Nimm Druck aus dem Kessel und sorge gut für dich. Damit schaffst du die Basis für neue Kreativität und hast auch die Chance, den Ursachen der Schreibblockade auf die Spur zu kommen. Du bist körperlich erschöpft? Hole verlorenen Schlaf nach, koch dir etwas Gutes und ernähre dich wieder gesund, trinke ausreichend, vor allem Wasser, höre entspannende Musik, reduziere digitale Medien, triff stattdessen Freunde, tue etwas mit deinen Händen, sei es Stricken oder Regale bauen. Wechsle vom Schreibtisch in die Natur, geh spazieren.
Viele „Kopfarbeiter“, also Schriftsteller*innen, Philosoph*innen und Freigeister sind fleißige Spaziergänger und Wanderer (Immanuel Kant, Virginia Woolf) oder sogar Marathonläufer (Haruki Murakami). Mit körperlicher Bewegung lösen sich Knoten im Hirn. Virginia Woolf hat ganze Werke auf ihren langen Streifzügen durch London und Wanderungen übers Land entwickelt.
Als ich eines Tages um den Tavistock Square spazierte, erdachte ich […] To the Lighthouse; in einem großen, anscheinend unwillkürlichen Drang. Eins barst ins andere […] das Gefühl der schnellen Ballung von Ideen und Szenen, die aus meinem Hirn hinausstoben, so daß meine Lippen aus eigener Kraft Silben zu formen schienen, während ich ging.
– Virginia Woolf –
Quelle: Zitiert aus dem Buch „Frauen, die wandern sind nie allein“ von Kerri Andrews
Ursachen der Schreibblockade ergründen
Während sich Körper und Seele erholen, sei achtsam für die Gedanken und Gefühle, die sich einstellen. Eine Schreibkrise ist nicht nur ein Zeichen von Überlastung, sondern oft auch ein Schutzmechanismus. Sie zeigt dir, wo deine Grenzen sind, wo deine Ängste sitzen, was dir das Schreiben bedeutet und an welchen Schrauben du drehen kannst, um deine Kreativität wieder zu wecken. Stelle dir folgende Fragen, am besten schriftlich:
- Bin ich vom richtigen, meinem persönlichen Weg abgekommen?
- Gibt es einen Zielkonflikt, der mich blockiert?
- Ist mein Anspruch zu hoch?
- Habe ich zu spät begonnen und damit extrem viel Druck aufgebaut?
- Bin ich körperlich erschöpft oder seelisch angegriffen?
- Habe ich Selbstzweifel? In welchen Sätzen äußern sie sich?
- Fehlt mir Wissen zum Thema (technisch oder inhaltlich)?
- Habe ich zu viel Material und blicke nicht mehr durch?
- Habe ich Angst, nicht gut genug zu sein oder mich zu blamieren?
- Will ich nicht nur schreiben, sondern mit der ersten Kurzgeschichte gleich auf die Vorschlagsliste für den Nobel- oder Pulitzerpreis?
Je mehr dieser Fragen du mit JA beantworten kannst, desto anfälliger bist du für Schreibkrisen. Reflektiere deine Arbeitsweise und lerne deine inneren Blockaden kennen. Bereits damit nimmst du das Heft wieder in die Hand und kannst dein Schreiben auf stabilere Beine stellen.
Hilfreiche Routinen schaffen
Schreibblockaden sind oft das Resultat eines falschen oder zumindest ungünstigen Schreibverhaltens. Man startet zu spät, verfügt über zu wenig kreative Schreibtechniken, betreibt zu umfangreiche Recherchen, legt die Latte zu hoch (insbesondere bei Herzensthemen oder einem lang gehegten heimlichen Schreibwunsch) oder hat sich einfach – so wie ich während des Studiums – falsche Gewohnheiten angeeignet. Meine Seminararbeiten schrieb ich immer nachts, manchmal bis 5 Uhr morgens. Das hat lange bestens funktioniert und ich war nachts besonders fokussiert. Aber bei einer umfangreicheren Arbeit oder bei der Wahl eines Berufs als Schreiber*in, also in Fällen, wo Ausdauer und langfristige Produktivität gefragt sind, funktioniert dieses Vorgehen meist nicht mehr.
Was hilft in solchen Fällen? Probiere eine oder mehrere der folgenden Routinen, mach vielleicht sogar ein neues Ritual daraus. Einmal eingerichtet, funktionieren sie als Signale und Anker für das Gehirn und deine Anlauf-Phase wird automatisch kürzer, vielleicht sogar ganz unnötig.
- Richte dir einen festen Schreibplatz ein.
- Nutze feste Zeitfenster für dein Schreibvorhaben.
- Sorge für gute Beleuchtung (hell genug, stimmungsvoll).
- Stell dir eine Karaffe Wasser oder Kanne Tee/Kaffee an den Schreibplatz bevor du mit dem Schreiben beginnst.
- Reduziere Störquellen (Telefon stummstellen, Push-Nachrichten blockieren, Bitte-nicht-stören-Schild, etc.).
- Magst du Musik? Musik kann beim Einstieg oder generell beim Schreiben helfen.
- Hast du ein Lieblings-Schreibgerät? Dann lege es an deinem Platz bereit.
Auch bekannte und berühmte Schriftsteller*innen haben oft ganz unspektakuläre Schreib-Routinen. Halte den Aufwand für den Schreib-Start also bewusst klein.

Kleine Schritte statt Perfektion: So überwindest du die Schreibblockade
Fang langsam an und steigere dich erst, wenn du sichtbar Fortschritte gemacht hast und dein Selbstbewusstsein gewachsen ist. Die Macht der kleinen Schritte ist nicht zu unterschätzen. Denn jede Aufgabe, die du schreibend meisterst, zeigt dir dein Können und deine Selbstwirksamkeit. Die kritischen Stimmen im Kopf werden automatisch leiser. Hier ein paar Tipps, wie du deinen Schreibfluss und deine Kreativität wecken kannst:
- Schreibe im Alltag möglichst viel auf, aber kleine Dinge, die keine Überwindung kosten: Notizen, Listen, kurze Texte, eine Postkarte …
- Auch das Abschreiben von Lieblingsgedichten oder Texten hilft, nach einer Blockade oder Lähmung wieder ins Tun zu kommen.
- Schreibe für eine Weile möglichst alles mit der Hand, besonders, wenn du eine digitale Person bist 😉
- Nutze ein sehr günstiges Schreibheft oder einfaches Druckerpapier für erste Schreibeinheiten. Besonders schöne und kostbare Notizbücher hemmen den Schreibfluss oft.
- Probiere Morgenseiten aus. Das ist eine wirksame Methode des kreativen Schreibens nach Julia Cameron. Damit kannst du Belastendes loslassen und Klarheit erlangen. Wie das geht und was bei den Morgenseiten geschehen kann, ist hier gut beschrieben.
- Beschäftige dich mit Kreativitätstechniken. Besonders geeignet für den Start: Clustern, Serielles Schreiben, Freewriting. Diese Methoden wirken und erleichtern den Einstieg in alle Formen des Schreibens, seien es Gedichte, Kurzgeschichten, Fachartikel, Reportagen, wissenschaftliche Arbeiten oder Bücher.
Die Kunst der kleinen Schritte kannst du auch in einer meiner Schreibwerkstätten lernen…
Die nächsten Termine findest du auf meiner Website unter Schreibcoaching.
Rückkehr ans Schreibprojekt
Kehre mit sehr kleinen Schreibeinheiten an dein Projekt zurück. Der Wieder-Einstieg nach einer Schreibkrise kann schmerzhafte Gefühle und Versagensängste hochspülen, genau die Emotionen, die zum Abbruch eines Projekts geführt haben. Daher ist es in einer solchen Situation wichtig, bewusst einen Neustart zu machen und dabei achtsam zu sein. So erkennst du alte Gedankenkreise und destruktive Verhaltensmuster schnell und kannst gegensteuern.
- Du beginnst wieder um den Schreibtisch zu schleichen? Atme tief durch und setze dich bewusst an deinen Arbeitsplatz. Konzentriere dich für einige Minuten nur auf deinen Atem.
- Schreibe täglich, sei es auch noch so wenig. Das Zitat „Kein Tag ohne eine Zeile“ (im Original: „Nulla dies sine linea“) geht auf den römischen Gelehrten Plinius der Ältere zurück. Eigentlich ein gutes Motto, oder?
- Beginne mit einem überschaubaren, aber fix definierten täglichen Pensum, z. B. schreibe für 15 Minuten (Uhr stellen), füge 3 neue Absätze oder 300 Wörter dem vorhandenen Manuskript zu. Fertig.
- Trenne den Prozess des Schreibens strikt vom Prozess des Überarbeitens. Beim Schreiben muss es fließen, der Kritiker hat hier (noch) nichts zu suchen. Daher vorerst nur schreiben, nicht zurücklesen und bewerten. So wächst das Manuskript.
- Rücke deinem Perfektionismus auf den Pelz. Nimm dir vor, lieber zehn unperfekte Sätze zu schreiben als gar keinen. Das gelingt umso besser, je genauer du deinen Inneren Kritiker kennst.
- Erlaube dir Fehler und Lücken, um in den Schreibfluss zu kommen. Du schreibst nicht direkt für den Druck. Starte mit einem Entwurf. Die Feinarbeit kommt später. Der Artikel kommt später. Der Roman kommt später.
Den inneren Kritiker austricksen
Der Innere Kritiker ist der Feind vieler kreativer Menschen. Er kann einem Schreibprojekt in Sekundenschnelle den Garaus machen. Manchmal ist er brutal, oft geht er aber subtiler vor, eine mehr oder weniger leise Stimme in deinem Inneren krittelt und mäkelt, stichelt oder gähnt. „Echt, das willst du schreiben? Das klingt ein bisschen… banal.“ Oder „Laaaaaangweilig! Habe ich schon tausendmal gelesen – und besser!“ Das Ergebnis sind Unsicherheit und Selbstzweifel und im schlimmsten Fall eine saftige Schreibkrise.
Um freudvoll und möglichst frei schreiben zu können, musst du einen Weg finden, deinen Inneren Kritiker einzuhegen, ihn in Schach zu halten, ihn in den entscheidenden Phasen des kreativen Schreibprozesses auch fern zu halten. Wie gelingt das? Versuch’s mal hiermit:
- Arbeite mit Routinen beim Schreiben. Je selbstverständlicher, regelmäßiger und selbstbewusster du an deinen Texten arbeitest, desto weniger Angriffspunkte hat der innere Kritiker.
- Rechne jederzeit mit ihm. Er wird auftauchen, zu den unmöglichsten Zeiten. Merke dir die Situationen, in denen er gern kommt. Im Überraschungsmodus ist er am stärksten. Komm ihm also zuvor.
- Überlege dir einen Namen für den Kritiker. Damit ist er keine unsichtbare und anonyme Kraft mehr im Hintergrund. Wie klingt er? Wie soll er heißen? Nörgler? Klugscheißerin? Wichtigtuer? Tante Berta? Korrektor?
- Mache einen Deal mit dem inneren Kritiker: Sage ihm: „Jetzt darfst du nicht, später kommt deine Stunde.“ Er wird sich an die Abmachung und die Regeln gewöhnen, wenn du konsequent bist.
Ein Elfchen, das ich für den Inneren Kritiker geschrieben habe
Später
darfst du
wieder ins Zimmer
Ich koch dir sogar
Kaffee
- Überlege dir ein Ritual, wie du den inneren Kritiker des Zimmers verweisen kannst, wenn er stört. Wo schickst du ihn hin? Und wie? Ich empfehle dir, ihn streng zu behandeln, aber auch mit Respekt und Humor. Er besitzt wichtige Fähigkeiten, die dich im Schreiben weiterbringen.
- Vielleicht markierst du die verschiedenen Phasen des Schreibens für dich und den Kritiker durch unterschiedliche Schreibplätze oder anderes Schreibmaterial (z. B. mit der Hand schreiben vs. mit dem Laptop, schwarze Farbe für den Textentwurf, andere Farbe für Korrekturen. Es muss nicht immer rot sein 😉
- In der Überarbeitungsphase brauchst du den Kritiker. Öffne ihm dann wieder die Tür. Gib ihm den Auftrag, den Text kritisch gegenzulesen und hör genau hin, was er sagt. Wo stimmt seine Kritik vielleicht? Wenn du den Kritiker an der richtigen Stelle wieder ins Boot holst und ihn zu deinem Komplizen machst, werden deine Texte besser!
Inspiration und Schreibtechniken statt Druck
Zugegeben, manchmal hilft (mäßiger) Druck, beispielsweise eine Deadline, um einen Text anzugehen oder zu beenden. Leichter und auf Dauer besser für dein Selbstwertgefühl und deine Schreibergebnisse ist es aber, wenn du mit möglichst wenig Druck schreibst. Wenn du das Schreiben als einen Prozess betrachtest und mit Experimentierfreude und Neugier ans Schreiben herangehst. Idealerweise wird Schreiben dann zum Flow. Du sitzt am eigenen Projekt oder dem Schreib-Auftrag und die Worte strömen nur so in die schöne Schreibkladde, aufs Blatt, auf das Dokument auf deinem Laptop, in deinen Blogartikel.
Wenn es mal nicht so ideal läuft, ist das aber kein Beinbruch. So wie ein Bach oder Fluss mal viel, mal weniger Wasser hat, mal leise plätschert, mal kraftvoll rauscht, so ist das auch beim Schreibfluss. Tröpfelt es nur? Mach eine bewusste Pause. Geh frische Luft schnappen, lass dich inzwischen inspirieren, von anderen und von der Welt um dich herum.
Was aber tun, wenn die Quelle versiegt und die Inspiration nicht von allein wieder kommt? Bleib gelassen und sorge selbst für neue Anknüpfungspunkte. Versuche das Schreiben immer mehr auch als ein Handwerk zu verstehen. Eigne dir kreative Methoden und Schreib-Techniken an, die du jederzeit anzapfen und zum Schreiben nutzen kannst. Auch ohne große Ideen. Ab da bist du nicht mehr vom Kuss der Muse abhängig. Wenn er trotzdem kommt, umso besser.
Gedanken sind nicht stets parat. Man schreibt auch, wenn man keine hat.
– Wilhelm Busch –
Hinsehen, hinhören und lernen
So kannst du für Inspiration sorgen und dir selbst helfen, ins Schreiben hineinzukommen:
- Werde ein guter Beobachter. Die Geschichten und Impulse liegen auf der Straße.
- Schreibe auch über persönliche Erlebnisse und Gefühle.
- Sammle Zitate über das Schreiben. Sie sind häufig großartige Impulsgeber und bringen Humor in die Sache.
- Lies viel und sehr unterschiedliche Medien.
- Greife wieder zu Werken der Weltliteratur. Lerne von den Großen.
- Schaffe dir deinen eigenen Werkzeugkasten an Schreibtechniken. Dazu gehören kreative Methoden, Impulslisten und Schreibprompts.
- Tausche dich mit anderen zu deinem Schreibthema aus. Familie, Freunde, Kolleg*innen, Nachbarn bringen manchmal überraschende neue Aspekte ein.
- Nutze Chat GPT als Sparring-Partner und fürs Brainstorming. Mit den dort generierten Ideen kannst du dein Schreibprojekt wieder in Schwung bringen.
Möchtest du mehr über das Kreative Schreiben lernen?
Lies gern auch meinen Beitrag „Was ist Kreatives Schreiben“
Mit welchen Tools und Methoden gelingt der Einstieg?
Ein Geheimrezept oder DAS eine Tool für erfolgreiches Schreiben gibt es nicht. Jede Person hat andere Vorlieben. Manche können nur analog schreiben, also klassisch mit Schreibblock, Notizbuch, eine Kladde für Journaling und einem echten Stift. Andere nutzen ausschließlich digitale Tools für alles rund ums Schreiben. Die vermutlich gängigsten digitalen Programme für Viel-Schreiber sind Scrivener, Notion, Word oder Google Docs. Blöd nur, wenn der Handy- oder Notebook-Akku leer ist, wenn plötzlich die Ideen sprudeln.
Ich selbst mische in meinem Alltag verschiedene Tools (Word, Notiz-App auf dem Handy, analoges Notizbuch) und achte darauf, dass der analoge Teil nicht zu kurz kommt. In meinen Schreibwerkstätten liegen einfaches Druckerpapier und schöne Bleistifte bereit. Denn mit dem handschriftlichen Notieren und Formulieren kommt nicht nur Abwechslung ins Spiel. Es regt auch mehr Hirnregionen an.
Um wirklich täglich ein paar Zeilen und Gedanken zu schreiben, empfehle ich zunächst eine feste Uhrzeit und einen festen Schreibplatz. Wer mag, programmiert sich eine Handy-Erinnerung ein, bis das Ritual sitzt. Die schon oben genannten Morgenseiten von Julia Cameron sind eine sehr niedrigschwellige Methode, um Blockaden zu lösen oder mit dem Schreiben überhaupt zu starten. Die Cluster-Methode nach Gabriele L. Rico ist gut, wenn erst einmal Ideen zu einem Oberthema gefunden und beide Gehirnhälften zur Zusammenarbeit motiviert werden sollen. Auch zur Strukturierung von Ideen ist diese Technik geeignet.
Manche Menschen schwören auf Musik beim Schreiben. Der japanische Autor Haruki Murakami gehört zu ihnen. Mich lenkt Musik eher ab. Ich setze Musik lieber beim Schreibtisch-Aufräumen oder zum Start meines Arbeitstages ein, also während ich den Rechner hochfahre, meinen Tee zubereite, meine Karaffe mit Wasser bereitstelle. Wenn ich dann schreibe, ist es wieder ruhig. Ich muss die Gedanken hören können.
Wann lohnt es sich, Unterstützung bei einer Schreibkrise zu suchen?
Wenn du partout nicht ins Schreiben hineinkommst und es dir auch nicht gelingt, eine eigene regelmäßige Routine zu etablieren, ist vielleicht ein angeleiteter Schreib-Workshop oder eine regelmäßige Schreibgruppe das Richtige für dich. Komm gern in eine meiner Schreibwerkstätten. Auch wenn sich die Gruppe nur in größeren Abständen trifft, wirst du zumindest während der Treffen, an denen du teilnimmst, tatsächlich schreiben. Das Ergebnis: Du trägst eigene Texte und Ideen nach Hause und ein Anfang ist gemacht.

Oft sind die Texte anderer, die über den selben Impuls sehr unterschiedlich schreiben, enorm inspirierend. Automatisch erhältst du in einer Gruppe auch Reaktionen auf eigene Texte. Das kann dir ein realistisches Bild davon geben, wo du aktuell stehst. Andere Schreibende sind immer wohlwollender als dein eigener innerer Kritiker. Wer viel schreibt, wird auch schnell betriebsblind für eigene Erfolge. Ein Blick von außen, von Gleichgesinnten oder Schreibtrainer*innen, kann hier motivieren und beflügeln. Geht ihr darüber hinaus noch in den Austausch über Strategien und Erfahrungen des Scheiterns, gibt das schnell noch einen Extra-Schub. Denn auch hier merkt ihr: ihr seid mit euren Versuchen, aber auch Träumen und Krisen nicht allein.
Wer aus einer Schreibkrise auch nach einer bewussten Schreib-Pause und mit bewährten Schreib-Hacks nicht wieder herausfindet, sollte nicht zögern, ein persönliches Schreibcoaching oder bei großer Verzweiflung und Ausweglosigkeit auch therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nimm die Signale ernst, öffne dich, sorge für Entlastung und professionelle Unterstützung. Auch körperliche und seelische Krankheiten können dazu führen, dass beim Schreiben nichts mehr geht. Und ein Burnout oder eine Depression lässt sich nicht einfach so wegschreiben. Aber Schreiben kann auch in solchen Situationen helfen, zur Entlastung, Klärung oder auch als konkrete Maßnahme des therapeutischen Schreibens. Ich kann das Schreiben gerade in Krisenzeiten sehr empfehlen.
Fazit: Schreibkrisen sind verbreitet – und lassen sich meistern
Schreibblockaden sind kein Weltuntergang. Irgendwann treffen sie fast jeden, der schreiben will oder muss. Die gute Nachricht: Schreibkrisen sind kein Zeichen von „nicht können“ – und sie lassen sich überwinden. Es gibt eine Vielzahl von Angeboten für Anfänger, Fortgeschrittene und auch Schreibprofis, um eine Schreibblockade aufzulösen. Der erste Schritt aus einer Schreibkrise heraus ist, den Druck zu verringern und sich dem eigenen Perfektionismus zu stellen. Wichtig ist, zu verstehen, dass Schreiben ein Prozess ist, kein Ergebnis. Sich vor Augen zu führen, dass es in einem Prozess mal rund läuft, mal weniger. Wer sich auf den Prozess einlässt und darauf vertraut, dass es irgendwann weitergeht, kann leichter loslassen. Körper und Geist entspannen sich und das Schreiben fällt leichter und macht wieder Freude. Schritt für Schritt entsteht der nächste Text.
Du hast eigene Erfahrungen mit Schreibblockaden oder noch weitere Tipps oder Anmerkungen?
Hinterlasse gern einen Kommentar dazu hier im Blog.
Du bist jetzt so richtig motiviert und willst sofort losschreiben?
Hier ist eine Mini-Übung, mit der du gleich heute einen Versuch im Kreativen Schreiben starten kannst.
- Nimm dir einen beliebigen Stift und mehrere lose Blätter in Din A4, z. B. Druckerpapier.
- Stelle eine Küchenuhr oder deinen Handy-Timer auf 7 Minuten.
- Schließe kurz die Augen, dann schreibe das erste Wort, das dir in den Sinn kommt oben auf das erste Blatt.
- Schreibe ohne groß Nachzudenken, alles auf, was dir zu diesem Wort einfällt. Achte weder auf Rechtschreibung noch auf die Form noch darauf, ob deine Sätze Sinn ergeben. Es darf drunter und drüber gehen: halbe Sätze, Reime, Lücken, schriftliches Fluchen und Schimpfen, eine ganze Seite „Saublöde Übung, ich hab keine Idee, hab keine Idee, hab keine Idee“… All das ist erlaubt. Du bist freier als frei.
- Schreibe ohne Pause einfach drauf los, lies nicht zurück, setze den Stift nicht ab bis die Uhr klingelt.
- Lege das Blatt weg, korrigiere nicht.
- Wiederhole diese Übung noch zweimal in dieser Woche.
Eine Antwort zu “Schreibblockaden lösen und meistern”
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