Wieder ist es Zeit für einen Rückblick: Der September brachte viele Begegnungen und Gespräche mit sich. Ich habe meine Foto-Ausstellung „Bin ich schön?“ in Kassel gezeigt und dabei mit Menschen aus Kassel, Berlin, Dortmund, Nicaragua, Kolumbien und Äthiopien über das bittere Schicksal von krummen Gemüsen diskutiert. Diesen Monat habe ich zudem zwei neue Schreiborte ausfindig gemacht, an denen ich künftig Kurse geben kann. Und ich war viel in Bewegung, im Garten und in Museen in Kassel und Berlin.
Foto-Ausstellung mit krummen Gemüsen
Drei volle Tage, ein ganzes Wochenende lang, durfte ich krumme Karotten, verrückte Pastinaken und andere hübsche Gemüse-Persönlichkeiten in einem charmanten Eck-Laden an Kassels Prachtstraße ausstellen. Krumme Gemüse? Meine große Liebe! Der Ein.Laden in einem Jahrhundertwendehaus an der Wilhelmshöher Allee war der perfekte Ausstellungsort dafür.
Begonnen hat meine Leidenschaft für krumm gewachsene Gemüse vor langer Zeit in einem angemieteten alten Garten am Münchner Stadtrand. Seit 2020 habe ich mich intensiver und auch künstlerisch mit dem Thema beschäftigt. Ich fotografierte rund anderthalb Jahre lang alle krummen Dinger, die mir in die Finger und vor die Linse kamen. Die Ausbeute war begrenzt, daher musste ein Kooperationspartner her. Ich fand ihn in der Gärtnerei Ulrich , die in Südniedersachsen und Nordhessen auf Wochenmärkten unterwegs ist.
Ich lernte, dass natürlich auch Gärtnereibetriebe krumme Gemüse bei der Ernte finden. Sie sortieren diese aber weg, weil sie von den Kund*innen nicht gekauft werden. Zu krumm, zu unbequem zu schälen und schneiden. Das gab mir zu denken und so entstand mein Foto-Projekt „Bin ich schön?“
Die Premiere der Ausstellung war 2022 in Hann. Münden. Dort hingen meine Fotos rund drei Monate im Stadtcafé auf zwei Etagen. In Kassel habe ich jetzt über 20 Bilder meiner Gemüse-Schönheiten noch einmal ausgestellt und bin an drei Tagen mit rund 100 Besucher*innen ins Gespräch gekommen. Viele hatten genauso viel Freude wie ich an den krummen Wurzeln und Knollen. Manche waren schockverliebt in bestimmte Charaktere. Eine krumme dreibeinige Karotte hat so ein neues Zuhause in Dortmund gefunden.





Neue Schreiborte bei Bremen und in Nordspanien
Ich bin immer auf der Suche nach inspirierenden Orten, an denen ich Schreibwerkstätten anbieten kann. Orte, die eine Seele haben und schon beim Eintreten Lust aufs Kreative Schreiben machen. Gerade habe ich wieder zwei solcher Orte gefunden, und einen davon im September auch bereits getestet. Er war genau so, wie ich es mir wünsche!
Mitte September war ich in dem kleinen Ort Daverden, östlich von Bremen. Ein Verein hat ein ehemaliges Küsterhaus mit viel Herzblut und ehrenamtlichem Einsatz in einen Kulturort verwandelt. Dort durfte ich in diesem Monat erstmals zwei Schreibwerkstätten geben. Beide Kursangebote kamen zustande. „Worte aufs Papier zaubern – Kreatives Schreiben im Alten Küsterhaus“ besuchten sieben Personen. Am Kurs „Biografisches Schreiben im Küsterhaus“, am Folgetag, nahmen acht Personen teil. Drei Frauen hatten sich zu beiden Kursen angemeldet, was mich doppelt gefreut hat.
Der zweite neue Schreibort liegt im nordspanischen Castrojeriz, einem wunderschönen kleinen Ort mit etwa 700 Einwohnern – direkt am Jakobsweg. Dort plane ich im April 2026 mit einem Kollegen ein Seminar, das Kreatives Schreiben, Wandern und Achtsamkeitstraining verbindet. Die Vorbereitungen sind weit gediehen und ich bin gespannt auf diesen Ort, den ich bisher nur von Fotos kenne. Aber mein Kollege Christian Bauer, Reisejournalist und erfahrener Pilger, kennt Castrojeriz wie seine Westentasche. Und ich kenne ihn seit rund 25 Jahren. Wir haben zusammen Englische Literatur studiert und gemeinsam in der English Drama Group der Universität Würzburg gewirkt. Das Seminar kann nur gut werden!
Wie wäre es mit einer Schreib-Reise 2026?
Vom 19.-26. April 2026 findet „Creative Writing auf dem Jakobsweg“ in Nordspanien statt. Der Untertitel lautet „Worte und Wege – Achtsam schreibend sich selbst begegnen“.
Klingt interessant? Hier gibt’s mehr Informationen zum Schreibkurs.

Kultur satt im September
Anfang September war ich bis halb eins morgens auf der Kasseler Museumsnacht unterwegs. Ich habe die Stimmung in der Stadt sehr genossen, aber natürlich nur einen Teil der Ausstellungen besuchen können. Wer es noch nicht kennt, sollte unbedingt einmal in das Museum für Sepulkralkultur gehen. Dieses Museum, das sich in vielschichtigen, sachkundigen, aber auch humorvollen Ausstellungen und Veranstaltungen den Themen Tod, Sterben und Bestattungskulturen widmet, ist etwas ganz Besonderes. Und beim Verlassen des Museums solltet ihr auf den Schriftzug auf der Glastüre achten. Ihr findet das Museum direkt neben der Grimmwelt, die gerade ihr 10-jähriges Bestehen feiert und auch einen Besuch lohnt!



Am letzten Septemberwochenende reiste ich für ein Barcamp und außerdem zur Vorstandswahl meines Berufsverbands Freischreiber nach Berlin. Und wenn ich schonmal da bin, dachte ich, nehme ich noch ein bisschen Kultur mit. Direkt am Anreisetag habe ich mir das Humboldtforum angesehen – ein Monster, wie ich finde! Ich habe nur einen Teil der Ausstellungen angesehen und wäre auf der Dachterrasse fast an einer Klang-Installation von Emeka Ogboh vorbeigelaufen, die sich aber sehr lohnt. Um sie zu hören, müsst ihr so planen, dass ihr zur vollen Stunde vor Ort seid. Notfalls noch einen Kaffee im stylischen Café der Dachterrasse trinken, um die Zeit zu überbrücken.
Am Abreisetag war ich noch im Hamburger Bahnhof, der Nationalgalerie der Gegenwart. Meine persönlichen Highlights dort: Klára Hosnedlovás monumentale Installation „embrace“ in der historischen Halle des Hamburger Bahnhof und die Erdskulptur „Madre“ der Kolumbianerin Delcy Morelos, ein gigantisches nach Zimt, Nelken und Erde duftendes Werk aus Naturmaterialien.
Aber auch der Veranstaltungsort, den die Freischreiber aufgetan haben, war inspirierend und ein erlebenswerter Ort der Kultur. Unweit vom Nordbahnhof in Berlin, Ausstieg am Mauerpark an der Bernauer Straße und dann ein 10-minütiger Spaziergang an der Invalidenstraße entlang, befindet sich im Hinterhof der Veteranenstr. 21 die „Lettretage„: ein Ort der freien Literaturszene Berlins, an dem u.a. Autorenlesungen stattfinden, außerdem gibt es im selben Ensemble noch ein Kino, eine Galerie und einen Club.



Was noch so los war im September
- Mein Kühlschrank wurde Ende September zu einem Sauerteig-Hotel. Für 14 Tage beherberge ich dort neben meinem eigenen Sauerteig-Starter noch zwei Gläser Anstellgut von Nachbarinnen, die verreist sind. Alle 3-4 Tage müssen die Gäste gefüttert und umhegt werden, damit sie den Urlaub ihrer Besitzerinnen gut überstehen und danach weiterhin triebstarkes Material für neue Sauerteigbrote abgeben. Was für eine Verantwortung!
- Überall Äpfel! Im Gras unter meinen Apfelbäumen, in den kaum noch erreichbaren Zweigen der Bäume, auf meinem Esstisch ausgebreitet, in all meinen Töpfen köchelte Apfelmus, das jetzt zum Teil in Gläser abgefüllt ist, teilweise mein Gefrierfach zum Bersten bringt. Ach ja, nicht zu vergessen die Äpfel im Ofen… und in meinem Bauch. 2025 ist ein gewaltiges Apfeljahr!





Ausblick: Auf diese Dinge freue ich mich im Oktober
- noch mehr Apfelkuchen, Apfelbrot, Bratäpfel, Apfelmus … Ich bin noch nicht fertig.
- Herbstspaziergänge, buntes Laub und alle Jackentaschen voller Kastanien.
- Gemütliche Lesestunden vor meinem flackernden Werkstattofen, während es draußen stürmt und regnet.
- einen Arbeitseinsatz im Garten Ende Oktober, um die neulich auf dem Herbstzauber-Markt in der Karlsaue eingekauften Tulpen- und Narzissenzwiebeln in die Erde zu bringen.
- wenn ich morgens in die Küche komme und dort schon die LED-Lichterkette für mich leuchtet! Ich habe die Zeitschaltuhr wieder aktiviert.
Wusstet ihr … ?
… dass Friedrich Schiller angeblich immer ein paar faule Äpfel in seiner Schreibtischschublade liegen hatte, da ihn der Duft zum Schreiben inspirierte?
Das könnt ihr bei der nächsten Schreibkrise ja mal ausprobieren. 😉
Oder ihr lest meinen ausführlichen Artikel zum Thema Schreibblockaden.
2 Antworten zu “Rückblick September 2025: Ausstellung in Kassel, neue Schreiborte, Zeit für Museen”
Was für ein schöner Rückblick, Esther. Ich musste bei der Apfelernte lachen – hier sieht’s genauso aus: überall Äpfel (und Zwetschgen – so viele Zwetschgen!), kein Topf mehr frei und das Gefrierfach voll. 😄
Oh, Zwetschgen hätte ich auch gern… zur Abwechslung. 🙂 Leider habe ich nur Apfelbäume im Garten, gleich fünf davon. Aber ich will nicht meckern. Es sind wunderbare alte Bäume und zwei stehen so perfekt, dass eine Hängematte dazwischen passt.